Güllefliege (Ophyra aenescens)
biologische Stallfliegenregulierung von Hermann Schultka
Eine Kurzübersicht
Anfang der 80er Jahre kam es in den Tierproduktionsanlagen (6000 - 25000 Mastanlagen) zu erheblichen Stallfliegenplagen, hauptsächlich verursacht durch die Große Stubenfliege (Musca domestica L.). Oft konnte das Pflegepersonal nur mit einem Mundschutz seinen Arbeiten nachgehen.
Chemische Bekämpfungsmittel versagten auf Grund der massiven Resistenzerscheinungen bei den plageerregenden Stubenfliegen. Neue Wege mussten gesucht werden. Elektrische Hochspannungsfallen, der Einsatz von Schlupfwespen, Naturpyrethrum im Kaltnebelverfahren u.a. Maßnahmen brachten nicht den gewünschten Erfolg.
Erscheinung und Auftreten
Durch einen Zufall fanden wir 1981 in einer Schweinemastanlage, in einem Stall keine Fliegenplage vor. Im Gülleraum fanden wir kleine schwarzglänzende Fliegen und ihre Larven. Diese Fliegen bewegten sich bis zum Krippensockel des Stallraumes. Eine Artenbestimmung im Naturkundemuseum der Humboldt Universität zu Berlin ergab, dass es sich bei der gefundenen Fliegenart um die Güllefliege Ophyra aenescens (Diptera: Muscidae) handelte. Offensichtlich wurde diese Fliegenart mit Futtermitteln aus den USA eingeschleppt.
Besonderheiten
Unsere Laborversuche (1981) zeigten, dass die Larve 3 der Güllefliege die Stubenfliegenlarve 2 aussaugt. So konnten wir uns den Rückgang der Fliegenplage in dem Stall der Anlage und später in allen Ställen dieses Betriebes erklären. Der Lebenszyklus der Fliege beträgt bei einer durchschnittlichen Raumtemperatur von 24 °C 22 Tage.
Das Wirkungsprinzip im Stall
Der Antagonismus liegt in der Larvenphase vor. Vorwiegend fallen Ophyra aenescens Larven im 3. Stadium jüngere Musca domestica Larven an, verletzen sie mittels ihrer Mundwerkzeuge, nehmen Körpergewebe der Musca domestica Larven als Nahrung auf und führen deren Tod herbei.
Erscheinung und Auftreten
Durch einen Zufall fanden wir 1981 in einer Schweinemastanlage, in einem Stall keine Fliegenplage vor. Im Gülleraum fanden wir kleine schwarzglänzende Fliegen und ihre Larven. Diese Fliegen bewegten sich bis zum Krippensockel des Stallraumes. Eine Artenbestimmung im Naturkundemuseum der Humboldt Universität zu Berlin ergab, dass es sich bei der gefundenen Fliegenart um die Güllefliege Ophyra aenescens (Diptera: Muscidae) handelte. Offensichtlich wurde diese Fliegenart mit Futtermitteln aus den USA eingeschleppt.
Besonderheiten
Unsere Laborversuche (1981) zeigten, dass die Larve 3 der Güllefliege die Stubenfliegenlarve 2 aussaugt. So konnten wir uns den Rückgang der Fliegenplage in dem Stall der Anlage und später in allen Ställen dieses Betriebes erklären. Der Lebenszyklus der Fliege beträgt bei einer durchschnittlichen Raumtemperatur von 24 °C 22 Tage.
Das Wirkungsprinzip im Stall
Der Antagonismus liegt in der Larvenphase vor. Vorwiegend fallen Ophyra aenescens Larven im 3. Stadium jüngere Musca domestica Larven an, verletzen sie mittels ihrer Mundwerkzeuge, nehmen Körpergewebe der Musca domestica Larven als Nahrung auf und führen deren Tod herbei.
Wahrscheinlich lebt das 3. Larvenstadium der Güllefliege gelegentlich auch vom 1. und 2. Larvenstadium der eigenen Art , so dass es zur Regulierung und Reduzierung in den Stallungen kommt. Eine Fliegenplage verursacht durch die Güllefliege, konnte bisher nicht beobachtet werden.
Vertrieb:
AGRINOVA
D - 67283 Obrigheim
Tel. 06359/96810
Fax. 06359/3214
AGRINOVA
D - 67283 Obrigheim
Tel. 06359/96810
Fax. 06359/3214
Schweiz: www.biocontrol.ch Verkauf von biologischen Pflanzenschutzmitteln und Nützlingen wie Marienkäfer, Florfliegen etc.
Literatur kann bei H. Schultka PROINSECT Wilhelmstaler Weg 1a 03130 Spremberg; Tel / Fax. 0355/525292 angefordert werden.
Zur Bedeutung des Musca domestica-Antagonisten Ophyra aenescens (Diptera: Muscidae)
Biologie und Verhalten von O. aenescens in Anlagen der Tierproduktion
Die 1830 beschriebene Muscidae-Art Ophyra aenescens aus Amerika wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Europa gefunden und erstmalig 1968 in der DDR nachgewiesen. Sie tritt insbesondere auf Schlachthöfen, Mülldeponien und in landwirtschaftlichen Schweineproduktionsanlagen auf und wurde von uns in einer solchen Anlage im Bezirk Cottbus erkannt. Inzwischen hat sie sich weiterverbreitet und konnte in weiteren Tierproduktionsanlagen festgestellt werden. Unsere Beobachtungen beziehen sich auf drei Schweineproduktionsanlagen, die mit Gülleschwerkraftentmistung ausgerüstet sind. Da uns in der uns zugänglichen Literatur bis auf ROBERTSEN u. SADERS (1979) keine Angaben über das Auftreten dieser Art in Tierstellungen vorliegen, soll nachfolgend auf einige Besonderheiten in der Biologie und dem Verhalten eingegangen werden. Ophyra aenescens entwickelt sich in den von uns untersuchten Anlagen ausschließlich in der biologisch aktiven Schicht im Güllekanal. Als biologisch aktive Schicht bezeichnen wir die Gülleschwimmschicht, die sich vorwiegend aus Getreideschrot und relativ festen Kotbestandteilen zusammensetzt. Die Imagines legen ihre Eier in etwa 0,5 bis 1 cm Tiefe in der festen, krustenförmig verhärteten Gülleoberfläche ab. Die ersten beiden Larvenstadien entwickeln sich vorwiegend an der Grenzschicht zwischen den fest-flüssigen Güllefraktionen in etwa 2 bis 5 cm Tiefe unter der Gülleoberfläche.
Verhalten von Ophyra aenescens während der Mastperiode der Schweine. Ophyra aenescens lebt ziemlich unauffällig in den Mastställen der Produktionsanlagen. Dunkle Stallabschnitte, z. B. insbesondere der Raum zwischen Spaltenfußboden und Gülleschicht im Güllekanal, werden in der Regel bevorzugt. Nur bei starkem Populationsdruck gelangen Imagines auch in den Stallraum, aber selbst dann werden die Schweine nur vereinzelt von ihnen aufgesucht. Menschen und Tiere werden von Ophyra aenescens kaum angeflogen.
Besonderheiten im Verhalten von Ophyra aenescens. Neben der bekannten Thermophilie sind Ortstreue sowie eine Bevorzugung von dunklen Lebensräumen (Dämmerlicht) zu beobachten. Durch diese Verhaltensweise ist offensichtlich auch zu erklären, dass bei einer vorhandenen relativ starken Population Schweine als Rastplätze nicht bevorzugt werden. Eine weitere Besonderheit im Verhalten ist eine gewisse Trägheit der Imagines auf und in unmittelbarer Nähe ihres bevorzugten Aufenthaltsortes.
Wir brachten in 3 Versuchen je einen Gülleblock, bestehend aus 1000 g Festgülle plus aufsitzenden Imagines, in den Verbindergang der Anlage. In diesem Gang war eine relativ starke Luftbewegung zu verzeichnen. Wir zählten die Imagines nach der Entnahme des Brutsubstrates aus und legten die Proben bei hellem Tageslicht, 12.00 Uhr mittags, auf den Betonboden des Ganges. Nach der Entnahme, nach der Wägung der Festgülle und einer Wartezeit von 20 min wurden die auf dem Brutmedium sitzenden Fliegen ausgezählt, und wir stellten fest, dass kaum eine Abwanderung erfolgte:
Auch bei den anderen Versuchen konnte immer wieder das träge Verhalten der Fliegen beobachtet werden. Die Imagines lassen sich, im Gegensatz zu Musca domestica, mit den Händen fast berühren, ohne dass sie wegfliegen. Bei direkter Berührung fliegen sie kurz auf, kehren jedoch nach der Störung auf ihren alten Platz zurück. Hierzu wurden die Fliegen mit den Fingerspitzen berührt und vorwärts geschoben. Wurden die Fliegen weiter als 5 bis 10 cm gewaltsam geschoben, flogen sie auf, landeten aber wieder am Ausgangsort. Dieses Verhalten lässt neben der fotografischen Fliegendichtezählung auch eine visuelle Auszählung zu, wie wir sie auch auf der Gülleoberfläche vorgenommen haben. Das Verhalten von Ophyra aenescens ist außerordentlich temperaturabhängig. Sie bewegt sich bei ansteigenden Temperaturen wesentlich lebhafter als bei niedrigen Temperaturen, wobei ihre Ortstreue erhalten bleibt. Ganz vereinzelt, bei extrem hohen sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein, fanden wir Imagines von Ophyra aenescens etwa 20 m vom Stall entfernt im Gras oder auf den äußeren Fenstern des Stalles. Die an den Fenstern von der Sonne erwärmten Fensterbleche wurden dabei als Rastplatz bevorzugt. Ophyra aenecens besitzt ein gut ausgebildetes Flugvermögen, entfernt sich aber nur wenig von den schon beschriebenen Attraktivplätzen. Zu bemerken ist, dass eine Belästigung des Menschen nicht zu beobachten ist.
Treffen sich Imagines beider Arten auf Attraktivplätzen, z. B. am Krippensocken der unteren Betonseitenwand, an den Buchten, so werden die O. aenescens-Imagines von Musca domestica verfolgt. Heute wird die Güllefliege erfolgreich in verschiedensten landwirtschaftlichen Tierhaltungen in Europa eingesetzt. Die Zucht der Fliege wurde wesentlich optimiert. Das Ansiedlungsverfahren ist vereinfacht und seine Wirkung wesentlich erhöht. Der Einsatz von Ophyra aenescens zur Stallfliegenregulierung im Bereich der biologisch dynamischen Bewirtschaftung kann nur weiter empfohlen werden.
Literatur
Baumeister, C.-D.; Schumann, H. (1980): Ophyra aenescens (Wied.) - Eine für die DDR neue Muscidenart (Diptera). - Faun. Abhandl. Dresden 7-213-217.
Betke, P.; Schultka, H. (1980): Untersuchungen zum Verhalten der Grossen Stubenfliege (Musca domestica L) in einer Schweinemastanlage und der Versuch ihrer Bekämpfung mit einem Pyrethrumpräparat mittels Aerosoltechnik. - Monatsh. Veter.-Med. 35:850-852
Hermann Schultka Spremberg, Wilhelmstal
im Mai 2002
Biologie und Verhalten von O. aenescens in Anlagen der Tierproduktion
Die 1830 beschriebene Muscidae-Art Ophyra aenescens aus Amerika wurde nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Europa gefunden und erstmalig 1968 in der DDR nachgewiesen. Sie tritt insbesondere auf Schlachthöfen, Mülldeponien und in landwirtschaftlichen Schweineproduktionsanlagen auf und wurde von uns in einer solchen Anlage im Bezirk Cottbus erkannt. Inzwischen hat sie sich weiterverbreitet und konnte in weiteren Tierproduktionsanlagen festgestellt werden. Unsere Beobachtungen beziehen sich auf drei Schweineproduktionsanlagen, die mit Gülleschwerkraftentmistung ausgerüstet sind. Da uns in der uns zugänglichen Literatur bis auf ROBERTSEN u. SADERS (1979) keine Angaben über das Auftreten dieser Art in Tierstellungen vorliegen, soll nachfolgend auf einige Besonderheiten in der Biologie und dem Verhalten eingegangen werden. Ophyra aenescens entwickelt sich in den von uns untersuchten Anlagen ausschließlich in der biologisch aktiven Schicht im Güllekanal. Als biologisch aktive Schicht bezeichnen wir die Gülleschwimmschicht, die sich vorwiegend aus Getreideschrot und relativ festen Kotbestandteilen zusammensetzt. Die Imagines legen ihre Eier in etwa 0,5 bis 1 cm Tiefe in der festen, krustenförmig verhärteten Gülleoberfläche ab. Die ersten beiden Larvenstadien entwickeln sich vorwiegend an der Grenzschicht zwischen den fest-flüssigen Güllefraktionen in etwa 2 bis 5 cm Tiefe unter der Gülleoberfläche.
Verhalten von Ophyra aenescens während der Mastperiode der Schweine. Ophyra aenescens lebt ziemlich unauffällig in den Mastställen der Produktionsanlagen. Dunkle Stallabschnitte, z. B. insbesondere der Raum zwischen Spaltenfußboden und Gülleschicht im Güllekanal, werden in der Regel bevorzugt. Nur bei starkem Populationsdruck gelangen Imagines auch in den Stallraum, aber selbst dann werden die Schweine nur vereinzelt von ihnen aufgesucht. Menschen und Tiere werden von Ophyra aenescens kaum angeflogen.
Besonderheiten im Verhalten von Ophyra aenescens. Neben der bekannten Thermophilie sind Ortstreue sowie eine Bevorzugung von dunklen Lebensräumen (Dämmerlicht) zu beobachten. Durch diese Verhaltensweise ist offensichtlich auch zu erklären, dass bei einer vorhandenen relativ starken Population Schweine als Rastplätze nicht bevorzugt werden. Eine weitere Besonderheit im Verhalten ist eine gewisse Trägheit der Imagines auf und in unmittelbarer Nähe ihres bevorzugten Aufenthaltsortes.
Wir brachten in 3 Versuchen je einen Gülleblock, bestehend aus 1000 g Festgülle plus aufsitzenden Imagines, in den Verbindergang der Anlage. In diesem Gang war eine relativ starke Luftbewegung zu verzeichnen. Wir zählten die Imagines nach der Entnahme des Brutsubstrates aus und legten die Proben bei hellem Tageslicht, 12.00 Uhr mittags, auf den Betonboden des Ganges. Nach der Entnahme, nach der Wägung der Festgülle und einer Wartezeit von 20 min wurden die auf dem Brutmedium sitzenden Fliegen ausgezählt, und wir stellten fest, dass kaum eine Abwanderung erfolgte:
Auch bei den anderen Versuchen konnte immer wieder das träge Verhalten der Fliegen beobachtet werden. Die Imagines lassen sich, im Gegensatz zu Musca domestica, mit den Händen fast berühren, ohne dass sie wegfliegen. Bei direkter Berührung fliegen sie kurz auf, kehren jedoch nach der Störung auf ihren alten Platz zurück. Hierzu wurden die Fliegen mit den Fingerspitzen berührt und vorwärts geschoben. Wurden die Fliegen weiter als 5 bis 10 cm gewaltsam geschoben, flogen sie auf, landeten aber wieder am Ausgangsort. Dieses Verhalten lässt neben der fotografischen Fliegendichtezählung auch eine visuelle Auszählung zu, wie wir sie auch auf der Gülleoberfläche vorgenommen haben. Das Verhalten von Ophyra aenescens ist außerordentlich temperaturabhängig. Sie bewegt sich bei ansteigenden Temperaturen wesentlich lebhafter als bei niedrigen Temperaturen, wobei ihre Ortstreue erhalten bleibt. Ganz vereinzelt, bei extrem hohen sommerlichen Temperaturen und Sonnenschein, fanden wir Imagines von Ophyra aenescens etwa 20 m vom Stall entfernt im Gras oder auf den äußeren Fenstern des Stalles. Die an den Fenstern von der Sonne erwärmten Fensterbleche wurden dabei als Rastplatz bevorzugt. Ophyra aenecens besitzt ein gut ausgebildetes Flugvermögen, entfernt sich aber nur wenig von den schon beschriebenen Attraktivplätzen. Zu bemerken ist, dass eine Belästigung des Menschen nicht zu beobachten ist.
Treffen sich Imagines beider Arten auf Attraktivplätzen, z. B. am Krippensocken der unteren Betonseitenwand, an den Buchten, so werden die O. aenescens-Imagines von Musca domestica verfolgt. Heute wird die Güllefliege erfolgreich in verschiedensten landwirtschaftlichen Tierhaltungen in Europa eingesetzt. Die Zucht der Fliege wurde wesentlich optimiert. Das Ansiedlungsverfahren ist vereinfacht und seine Wirkung wesentlich erhöht. Der Einsatz von Ophyra aenescens zur Stallfliegenregulierung im Bereich der biologisch dynamischen Bewirtschaftung kann nur weiter empfohlen werden.
Literatur
Baumeister, C.-D.; Schumann, H. (1980): Ophyra aenescens (Wied.) - Eine für die DDR neue Muscidenart (Diptera). - Faun. Abhandl. Dresden 7-213-217.
Betke, P.; Schultka, H. (1980): Untersuchungen zum Verhalten der Grossen Stubenfliege (Musca domestica L) in einer Schweinemastanlage und der Versuch ihrer Bekämpfung mit einem Pyrethrumpräparat mittels Aerosoltechnik. - Monatsh. Veter.-Med. 35:850-852
Hermann Schultka Spremberg, Wilhelmstal
im Mai 2002